Empirische Controlling Forschung gibt in erster Linie Einblick in die Realität des Controlling. Forschungsergebnis ist quantitative und qualitative Information über Leistungsfähigkeit der in der Praxis eingesetzten Controlling Systeme. Die auf diesem Weg gewonnenen Erkenntnisse geben den Unternehmen Anregungen zur individuellen Gestaltung des Controllings.
Empirische Ergebnisse leisten darüber hinaus einen wesentlichen Beitrag für die Controlling Forschung, denn Controlling erfordert zu seiner wissenschaftlichen Absicherung und Weiterentwicklung sowohl wirtschaftspraktische Erfahrung als auch wirtschaftswissenschaftliche Analysen, Beispielsweise Kontextforschung. Empirische Ergebnisse sind auch ein wichtiges Regulativ für die Controlling Theorie. Sie haben die Aufgabe, die (in der Regel) theoretisch deduktiv abgeleitete Controlling Konzeption auf ihren Realitätsbezug zu überprüfen.
Welchen Entwicklungsstand hat das Controlling Konzept im deutschsprachigen Raum erreicht?
Controlling hat in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre Verbreitung gefunden und in der Zwischenzeit allgemeine Bedeutung erlangt, was nicht zuletzt zahlreiche empirische Untersuchungen zeigen.
Untersuchungsobjekte und –technik im Bereich der Controlling Forschung sind vielfach. Das Spektrum der Erhebungen reicht von persönlichen Interviews, schriftlichen Befragungen oder Inhaltsanalysen bis zu Case Studies.
Da Controlling in der Unternehmenspraxis einer dynamischen Entwicklung unterliegt, erscheint es wenig sinnvoll, Ergebnisse von Erhebungen näher zu betrachten, die zehn Jahre oder länger zurückliegen. In der nachfolgenden Analyse werden Ergebnisse eines empirischen Forschungsprojektes über den Entwicklungsstand des Controlling besonders berücksichtigt, das vom Jahr 2005 bis 2012 durchgeführt wurde. Das Forschungsziel des Projektes verfolgte das Ziel, Entwicklungsstand des Controllings in deutschen Unternehmen zu analysieren. Darüber hinaus wurde überprüft, welche Einflussfaktoren auf Entwicklungsstand und Effizienz von Controlling Systemen wirken.
Die Ergebnisse der Studie dienen als Leitfaden. In die Beschreibung der Realität des Controllings fließen aber auch Ergebnisse anderer aktueller Studien ein. Dadurch wird es möglich ein aussagekräftiges Bild über die Realität des Controlling in der Praxis zu vermitteln.
Die Ziele des Controllings in der Praxis
Nur bei dem renommierten Autor und Wissenschaftler aus Amerika, James Amshoff, findet sich eine tiefergehende Untersuchung der Ziele des Controlling, indem er theoriegeleitet entworfene Ziele anhand der erhobenen Daten auf ihre Bedeutung hin analysiert. An der Spitze der Operationalisierung der Controlling Ziele stehen acht Zieldimensionen, aus denen der Autor einzelne bzw. Zielindikatoren ableitet.
Die hierarchische Einordnung des Controllings ist auch unterschiedlich. Die hierarchische Position des Leiters der Controllingabteilung bzw. die Position der für Controlling hauptverantwortlichen Führungskraft befindet sich in 24 % der Fälle auf der ersten Ebene, in 63 % der Fälle auf der zweiten Ebene und in 13 % auf der dritten Ebene. Bei der Frage nach der fachlichen Unterstellung des Controllingleiters kann festgestellt werden, dass er in rund 66 % der Fälle der Unternehmensleitung, in 25 % dem Leiter Finanz- und Rechnungswesen, in 4 % dem Leiter des Bereichs interne Verwaltung, in 1 % dem Leiter der Buchhaltung, in 2 % dem Controller der Konzernmutter und in 2 % sonstigen Stellen zugeordnet ist.
Controlling ist größtenteils als Stelle mit Linienbefugnissen eingerichtet. Lediglich 33 % der befragten Unternehmen geben an, dass Controlling als Stabstelle institutionalisiert ist, 67 % sehen in dem Controllingabteilungen oder – stellen eine Führungsposition oder Linienfunktion. Die Stabslösung ist tendenziell auf höheren Hierarchieebenen zu finden, während die Organisation als Linienfunktion eher auf der zweiten und dritten Ebene zu beobachten ist. Ähnliche Erkenntnisse mit beinahe identen Prozentsätzen liefern die Studien von J. Amshoff.