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Preisindex-Lebenshaltung
Preisindizes messen die Entwicklung der Preise in ausgewählten Bereichen einer Volkswirtschaft, so zum Beispiel:
- im privaten Konsumbereich = Konsumentenpreisindex: Er misst die Entwicklung der Preise eines Warenkorbes, der dem Verbrauch von Konsumgütern und Dienstleistungen eines durchschnittlichen Haushaltes in einem Basisjahr entspricht
- im Investitionsgüter- und Baubereich. Diese Indizes messen die Entwicklung der in einem Land für Investitionszwecke verwendeten Güter (Maschinen, Apparate, Transportmittel usw.) sowie die Preisentwicklung in der Bauwirtschaft und ihren Teilereichen (Tiefbau, Hochbau, Wohnungsbau, industrieller und gewerblicher Bau usw.). Werden Teilindizes zu einem Gesamtindex zusammengefasst, so gewichtet man sie nach Maßgabe ihrer Bedeutung innerhalb des Ganzen;
- im außenwirtschaftlichen Bereich. Hier wird zum Beispiel die Preisentwicklung der exportorientierten bzw. importierten Güter gemessen. Im gesamten aggregierten Export- bzw. Importpreisindex werden die einzelnen Güter und Dienstleistungen nach ihrem wertmäßigen Anteil am Gesamtexport bzw. Import gewogen;
- Indexzahlen werden auch für die Preise für die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital ermittelt (Lohnindizes und Zinsindizes). Wie bei der Erstellung der anderen aggregierten Preisindizes treten auch hier Währungsprobleme auf. So wird zum Beispiel die Entwicklung der Löhne für ungelernte, angelernte und Facharbeiter sowie der Gehälter von Angestellten verschiedener Qualifikationsstufen zunächst separat ermittelt und dann zu einem Gesamtindex nach ihrer Bedeutung im Basisjahr (Zahl der Arbeitnehmer der einzelnen Qualifikationsstufen in Prozent aller Arbeitnehmer) gewogen werden;
Wirtschaftspolitisch am bedeutendsten ist der Konsumentenpreisindex, der in sozusagen allen Ländern als Grundlage für die Berechnung der Teuerung (Inflation – Lebenshaltungskosten im weiteren Sinne) und der entsprechenden Anpassung der Löhne und Gehälter verwendet wird.
Ohne auf Einzelheiten einzutreten, dürfen an dieser Stelle die Probleme nicht verschwiegen werden, die sich beim Aufbau und der Interpretation dieses Preisindex ergeben.
Das durchschnittliche Konsumverhalten, das man bei der Zusammensetzung des dem Index der Konsumentenpreise zugrundeliegenden Warenkorbes festzuhalten versucht, ist genauso eine statistische Fiktion wie die Vorstellung eines für ein ganzes Volk geltendes Durchschnittshaushaltes. Diese Fiktion wird besonders offenkundig in den beiden extremen Bereichen der Einkommenspyramide, bei den Armen und Reichen, welche ganz andere Konsummuster aufzeigen. Doch auch für die mittleren Einkommensbezieher ist der Index der Konsumentenpreise in seiner Struktur und Gewichtung nicht immer repräsentativ. Wohnen etwa die Konsumenten in billigen Altwohnungen, so verteuert sich ihre Lebenshaltung bedeutsam weniger als es im Index der Konsumentenpreise zum Ausdruck kommt; umgekehrt ist es, wenn sie in teuren Neuwohnungen leben. Hier ist der Konsumentenpreis untertrieben dargestellt, da sich ihre tatsächlichen Kosten höher belaufen.
Haushalte passen sich an die Änderung der Preise an
Andererseits wird jeder Haushalt versuchen, durch Änderung seines Verbrauchsverhaltens der Inflation auszuweichen. Die die Erstellung eines globalen Preisindex nur möglich ist, wenn man den ihm zugrundeliegenden Warenkorb konstant hält, ergeben sich laufend Unterschiede zwischen der vom Index erfassten Preisentwicklung und der effektiven, vom einzelnen Konsumenten verzeichneten Preisentwicklung.
Die gefühlte Inflation ist abhängig davon wie häufig wir einzelne Produkte kaufen. Steigt beispielsweise der Preis für Milch oder Brot an, so ist die Inflation für uns spürbar und wir sind uns der Inflation bewusst. Steigt hingegen der Preis für einen Computer oder ein Auto, so merken wir dies nicht so schnell, da die Anschaffung nur sehr selten getätigt wird (obwohl deren Wert den Wert der gekauften Milch wohl übersteigt).
Der Kettenpreisindex
Jeweils jährlich im Vergleich zum Vorjahr ermitteln Kettenpreisindizes die Preise. Die Preisermittlung kann in der Art nach Laspeyres (deutscher Nationalökonom, Ende 19., Anfang 20. Jahrhundert) vorgenommen werden, wobei ermittelt wird, was die im
Vorjahr erworbenen Güter im aktuellen Jahr kosten. Die andere Form der Ermittlung findet nach Paasche (deutscher Politiker und Statistiker, 19. 20. Jahrhundert) statt und ermittelt umgekehrt, was die aktuell erworbenen Güter im Jahr zuvor kosteten.
Zugrunde gelegt wird solchen Berechnungen immer der Warenkorb, als Gesamtheit repräsentativer Waren. Allerdings unterliegt der Warenkorb von Jahr zu Jahr Veränderung durch Verbrauchergewohnheiten, Preise und neue Produkte. Es kann sich also nur um Durchschnittswerte handeln, die durch die Verkettung der Ergebnisse der Jahre erscheinen können. Daraus resultiert die Bezeichnung Index.
Schwierigkeiten der Aussagen vom Preisindex
Innerhalb der Europäischen Union ist der harmonisierte Verbraucherpreisindex die gültige Berechnungsform. Er berechnet sich nach der Art von Laspeyres. Hier können die sich jeweils verändernden Warenkörbe grenzübergreifend ermittelt werden. Daneben gibt es noch etliche andere Arten der Erstellung vom Preisindex mit internationaler Gültigkeit. Sämtliche Formen der statistischen Erfassung beinhalten allerdings einige Schwierigkeiten, da nicht alle beeinflussenden Faktoren erfasst werden könne. So sind verschiedene Bevölkerungsgruppen unterschiedlich von jeweiligen Preiserhöhungen betroffen, Durchschnittswerte können nicht tatsächlichem Verbrauchsverhalten entsprechen, verändertes Güterangebot und Elastizität der Preise können nicht ausreichend Beachtung finden. Folglich wird dem Preisindex jeweils eine bestimmte Toleranz zugeordnet.